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Kolumne: Das Make-Up schlauer Frauen

19. Juni 2020

„Wer sich für Make-Up interessiert ist dumm“, „Je schöner, desto oberflächlicher“ – Statements wie diese werden oft leichtfertig in den Mund genommen und verbreitet, wenn es darum geht Frauen, beziehungsweise ihr Äußeres zu beurteilen (oder auch verurteilen). Wenn du zu bunt oder auffällig geschminkt bist, so gilt dein Stil schnell als „nuttig“, denn klar, gut aussehen sollst du, dich aber nicht zu sehr von der Masse absetzen. Besonders in Akademikerkreisen gilt die verstärkte Beschäftigung mit Kosmetik und Schminke oft als minderwertig – je höher dein IQ, desto weniger darfst du zeigen, dass es dir Spaß macht, dich mit deinem Aussehen zu beschäftigen.

Ich selbst bin eine Frau mit zwei Masterabschlüssen, die aus einer Intellektuellenfamilie kommt, in der lesen und Bücher immer als Höchstes galten. Und keine Frage: ich liebe Literatur. Doch auch die Welt der Schönheitsprodukte hat mich von klein auf fasziniert. Mit ungefähr 10 Jahren konnte ich mich schon stundenlang damit beschäftigen, mir Kosmetikkataloge anzusehen und mit 11 habe ich mir heimlich Lippenstift und Lidschatten gekauft und meine ersten Schminkversuche in Angriff genommen. In unserer Abiturumfrage wurde ich dann zur „Tussi des Jahrgangs“ gekrönt, wozu sicherlich auch meine Schminklust beigetragen hat, gleichzeitig hatte ich jedoch die viertbeste Abiturnote: eine Tatsache, die viele meiner Mitschüler, die mich nur oberflächlich kannten, verwundert hat – diese zwei Seiten meiner Persönlichkeit gingen für sie irgendwie nicht zusammen.

Die Liebe und Faszination für alles rund um das Thema „Schönheit“ haben jedoch bis heute nicht nachgelassen, sonst hätte ich wohl kaum letzten Sommer diesen Beauty-Blog gestartet. Wenngleich ich mich erinnere, dass damals nicht alle in meinem Freundeskreis euphorisch reagiert haben. Vermutlich kamen ihnen die oben erwähnten, oder ähnliche, Gedankengänge in den Kopf.

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Doch was spricht eigentlich dagegen, gleichzeitig gebildet, gepflegt und schön (nach dem eigenen Empfinden) sein zu wollen? Muss ich mich entweder für das eine oder andere entscheiden? Und wenn ich mich stärker als der Durchschnitt mit Kosmetika beschäftige, werde ich dann intellektuell nicht mehr ernst genommen? Leider ist das zum Teil wirklich noch immer so, was ich mehr als schade finde. Ich persönlich sehe es so, dass alles, was uns umgibt irgendwie Kunst ist. Wir dekorieren unsere Wohnung so, dass wir uns wohl in ihr fühlen – manche bunter und schriller, andere dezenter. Städte werden so gebaut, dass die den Menschen gefallen und das teilweise mit viel Prunk. Warum sehen wir uns selbst dann nicht auch als eine Art Kunstwerk, das wir dekorieren können, so dass es uns gefällt? Und wenn wir daran Spaß haben, umso besser. Natürlich muss das niemand tun, auch hier soll es keinen Zwang geben. Aber man sollte diejenigen lassen, denen es Freude macht.

Nicht zuletzt haben uns ja auch immer mehr Mode- und/oder Beautybloggerinnen in den letzten Jahren gezeigt, dass sie alles andere als dumm sind, obwohl sie sich mit diesen Themen beschäftigen. Es gibt viele intelligente Frauen, die in diesem Bereich tätig sind, oder thematisch hier begonnen haben. Mir fallen da unter anderem die folgenden ein: Journelles, Dariadaria (mittlerweile Lifestyle Podcast) oder die Vogue-Partnerseite This is Jane Wayne. Können wir also Feministinnen sein, intelligent und unabhängig und trotzdem bunte Farben im Gesicht und einen süßen Duft auf der Haut tragen? Ja, das können wir – ganz  ohne Zweifel!

 

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